Die Laudatio der Studierenden-Jury 2018

Dunkelheit, Leere. Dann Licht, drei Körper auf der Bühne. Sprache wird raumgreifend, geht zum Zuschauer über, wird zum Teppich, wird Netzwerk.
Warum hat uns das interessiert?
Drei Frauen bringen ihre Ängste und existenziellen Fragen zum Ausdruck, sie plaudern, debattieren und klagen in 14 verschiedenen Sprachen. Nicht immer ist die Sprachcollage verständlich, auch wenn mit Google übersetzt und eine “Translation“ geboten wird.
Autobiographisches ist dann interessant, wenn wir uns selbst darin erkennen. Die teilbaren Gefühle, existenziellen Fragen und menschlichen Ängste sind verbindendes Element. Wer bin ich, wer soll ich sein und wen interessiert das?
Was soll Theater? Innerhalb von 60 Minuten Grenzen aufzeigen und aufbrechen. Sprach- und Landesgrenzen werden deutlich, Zuschauer mit der eigenen Unfähigkeit zu verstehen konfrontiert. Die Körpersprache schafft trotz der nationalen Sprachbarrieren eine Verbindung zwischen Menschen (für alle zugänglich).
Neben den Sprachgrenzen durchbrechen die Darstellerinnen auch die Grenze zum Publikum, indem sie Zuschauer auf die Bühne holen mit der Bitte um emotionale Zuwendung.
Angst ist universal. Sie definiert uns, ist allgegenwärtig. Das Ensemble schafft es, die kleinen Ängste in den großen zu verorten. Der Griff an das Portemonnaie, wenn der Roma-Mann in die U-Bahn steigt, und das Geständnis, nicht zu wissen, wie man eigentlich Portemonnaie schreibt.
Mag die Bühne ein noch so geschütztes, hermetisch abgeriegeltes Universum sein, so ist und bleibt es eindrucksvoll, wie die drei Schauspielerinnen Ängste überwinden und sich emotional vor uns entblößen.
Die Performance Gruppe „NomerMaids“ greift in ihrem Namen ebenso wie in ihrer Inszenierung feministische Bezüge auf, trägt aufgemalten Schnurrbart als Symbolik eines überkommenen Systems, karikiert männliche Vorherrschaft und veranschaulicht auf unkonventionelle Art den Konflikt zwischen individuellen Ansprüchen und gesellschaftlichen Erwartungen, zwischen Selbst- und Fremdbestimmung.
14 Sprachen, drei Frauen und eine Frage: Der Heidelberger Studentenkuss 2018 geht an „Wann hast du das letzte Mal auf der Spitze eines Berges Sex gehabt?“.



